Hallo Leute,
nach längerer Zeit gibt es mal wieder einen Blogeintrag von mir. Ich nehme mir vor wieder öfter zu schreiben, allerdings ist das in Kombination mit Job und Training echt gar nicht so einfach. Nachdem ich aber in letzter Zeit von einigen Leuten angesprochen wurde, möchte ich die Gelegenheit nutzen um meine Gedanken zum Thema Rollentraining los zu werden.

Rollentraining im Wohnzimmer hat Vor- und Nachteile
Für meine Verhältnisse und im Vergleich zu den vergangenen Jahren habe ich in diesem Winter bisher extrem viele Stunden auf der Rolle verbracht. Seit ich meine Vorbereitung für die Saison 2018 im Dezember begonnen habe, kommen rund 60 Stunden zusammen. Alleine im März habe ich bereits rund 13 Stunden in meinem Wohnzimmer trainiert! Eine ganze Menge, aber irgendwie fühlt es sich dieses Jahr nicht so schlimm an, wie die Jahre zuvor. Na gut, gestern war es extrem hart. Eine dreistündige Einheit auf der Rolle ist einfach doch irgendwie gestört. Ich sage ja immer zu solche langen Trainings auf der Rolle: Entweder ist man bescheuert oder man wird es. Ich bin wohl auf dem besten Weg, bescheuert zu werden!
Trotzdem gibt es Gründe, die für das Training auf der Rolle sprechen. Und auch gestern habe ich mich bewusst für die Rolle entschieden, obwohl ich auch gut hätte draußen fahren können. Gestern war es tatsächlich eher so, dass ich mein Rennrad noch nicht wirklich für die neue Saison vorbereitet hatte. Ich hätte also erst mal eine gute halbe Stunde das Rad präparieren müssen, bevor ich überhaupt los gekonnt hätte. Dazu hatte ich keine Lust. Außerdem wollte ich die Einheit möglichst effektiv fahren, was oftmals aufgrund des Straßenverkehrs nicht so ganz einfach ist. Frequenzstaffeln oder Intervalle kann ich auf der Rolle 100%-ig genau fahren, das geht mit Ampeln und Verkehr einfach deutlich schwieriger. Dazu kommt, dass ich insbesondere im Winter aufgrund meines Jobs nicht einfach tagsüber aufs Rad kann. Einheiten unter der Woche wären draußen schlicht und ergreifend nicht möglich, da ich nicht bei völliger Dunkelheit fahren will. Die Vorteile auf einen Blick, auf das Thema mentales Training gehe ich gleich noch einmal besonders ein:
Vorteile:
- Unabhängig vom Wetter
- Unabhängig von der Tageszeit
- Wenig Vor- und Nachbereitung
- Nicht so gefährlich
- Sehr effektiv
- Mentales Training
Selbstverständlich hat das Training auf der Rolle, wie eben fast alles im Leben, nicht nur Vorteile sondern auch einige Nachteile. Es ist vor allen Dingen unfassbar langweilig. Ich kann mich hier auch kaum mit einem guten Film, schlechten Serien oder Sportberichten ablenken. Es ist und bleibt einfach stupides Treten auf der Stelle. Langweilig, langweilig, langweilig. Außerdem geht das Erlebnis des Radfahrens völlig verloren. Dinge, die ich am Radfahren so sehr liebe, gibt es beim Training auf der Rolle nicht. Während ich beim Training draußen völlig abschalten kann kreisen die Gedanken beim Indoor-Training permanent. Keine schönen Landschaften, keine frische Luft, keine Abwechslung in der Belastung und somit auch völlig untypisches Radfahren. Deswegen kann das Training auf der Rolle für mich nur einen Teil der Vorbereitung ausmachen und ich freue mich schon sehr auf das Training im Freien. Ich habe schon viele Stunden bei widrigen Bedingungen auf dem Rad verbracht. Kälte, Regen, Wind. Irgendwie macht auch das hart und gehört zur Vorbereitung dazu. Im Rennen kann es schließlich auch mal regnen und zwar nicht zu knapp wenn ich da so an meine Rennen in Regensburg oder Wiesbaden denke. Das alles gibt es auf der Rolle nicht und führt nicht unbedingt dazu, dass man im Rennen solche Bedingungen gut wegsteckt. Die Nachteile auf einen Blick:
Nachteile:
- Langweilig
- Langweilig
- Langweilig
- Fehlende frische Luft
- Keine Radbeherrschung
- Mangelnde Abhärtung bei widrigen Bedingungen
In Summe muss ich also sagen, dass ich mich extrem aufs Rad fahren an der frischen Luft freue, im Moment aber auch die Vorteile des Rollentrainings genieße. Die Mischung macht es eben. Eine große Hilfe ist im Übrigen das Equipment. Während ich früher auf einer einfachen Rolle gefahren bin, steht mir dieses Jahr ein Wahoo Kickr zu Verfügung, der in Kombination mit Zwift das Rollentraining deutlich kurzweiliger und noch präziser steuerbar macht. Für mich ein absoluter Quantensprung in der Vorbereitung im Winter. Wer also noch einen normalen Rollentrainer nutzt, dem kann ich nur einen Smart-Trainer empfehlen. Probiert das mal aus, der Unterhaltungswert ist deutlich höher. Und an dieser Stelle noch einmal an großes Dankeschön an Wahoo Fitness und den Specialized Concept Store Hamburg.

Macht nicht immer so viel Spaß wie hier mit den Jungs und Mädels vom Concept Store nach der gemeinsamen Ausfahrt: Rad putzen
Ich möchte noch einmal ganz kurz auf meine Einheit von gestern zu sprechen kommen. Ich hatte gesagt, dass es mehrere Gründe gab, warum ich ganz bewusst die dreistündige Fahrt auf der Rolle gemacht habe. Trotzdem war es eine der härtesten Einheiten die ich jemals gemacht habe. Das hatte weniger körperliche Gründe sondern eher mentale Ursachen. Drei Stunden auf der Rolle heißt zum Einen kaum Abwechslung, aber zum Anderen eben auch drei Stunden permanent am Gas zu sein. Während es draußen auch mal rollt, man die Beine „hängen lassen kann“ und ein paar Tritte auslässt, ist man auf der Rolle ständig unter Druck. Treten, treten, treten. Dran bleiben. Dem innerlichen Bestreben, nur mal ganz kurz nachzulassen, zu widerstehen. Fokussiert und konzentriert weiterzufahren. Druck zu machen von Minute 1 bis Minute 180 ohne eine Pause zu machen. Ich bin mir sicher, dieser innerliche Kampf ist für den nächsten Ironman Gold wert. Diesen Kampf im Training regelmäßig zu gewinnen, kann im Wettkampf nur helfen weiter dran zu bleiben wenn es schwer wird, wenn es hart wird. Aber genauso wird es mir helfen, das Gefühl für das Radfahren zu haben, das man nur im Training auf der Straße bekommt. Denn die kommenden Rennen werden (zum Glück) nicht auf der Rolle gefahren, sondern draußen. Mit Kurven, Bergen, Wind und Mitstreitern . Das alles gibt es eben nicht im Wohnzimmer. Und darauf freue ich mich.
Passt auf Euch auf Euer Matthias