Venloop 2016 – Bestzeit Halbmarathon

Hallo Leute,

am Sonntag ging meine Saison 2016 mit dem ersten Wettkampf los. Der Halbmarathon in Venlo ist ein erster Formcheck, wie das Training anschlägt und wo ich läuferisch im Moment stehe. Außerdem geht es darum, den Lauf zu genießen, denn der Venloop gilt als einer der stimmungsvollsten Wettkämpfe insbesondere der letzte Kilometer soll sehr beeindruckend sein. Dass ich seit 2010 keinen Halbmarathon mehr gelaufen bin, ohne vorher geschwommen und 90 Kilometer Rad gefahren bin, macht die Sache zusätzlich spannend und interessant.

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Schönes Wetter, tolles Publikum und beste Voraussetzungen beim Venloop 2016

Um 7.00 Uhr morgens geht es mit Michael, einem Freund aus Hamburg, los. Die Fahrt ins rund 400 Kilometer Venlo verläuft absolut problemlos und schon stehen wir am Stadion des VVV Venlo. Hier treffen wir die anderen Läufer und das Team von IOS-Technik. Für uns steht ein separater Umkleideraum zur Verfügung. Ein Hauch von VIP weht durch die Luft! Das Wetter ist optimal für das Vorhaben Bestzeit und auch die schweren Beine haben die nötige Spannung, wobei die fünf Jahre alte Bestmarke von 1:40 Stunden aus Hannover kein Problem sein sollte.

Wir nehmen den Shuttlebus der uns direkt zum Start bringt und dort genießen wir die Atmosphäre und die vereinzelten Sonnenstrahlen bis es um 14 Uhr pünktlich losgeht. Ich bin in der ersten Startgruppe direkt hinter den Spitzenläufern und kann auch problemlos und frei loslaufen. Der Plan ist es, auf den ersten 5 km kontrolliert zu beginnen um dann Druck zu machen. Die ersten Kilometer fühlen sich dann wirklich gut und locker an, ich kann jetzt schon einige Läufer einholen und freue mich über die unfassbare Stimmung und die zahlreichen Zuschauer. Links und rechts stehen die Menschen in mehreren Reihen, klatschen, schreien, singen und feuern jeden Läufer an. In dieser Form hab ich das bisher nur in Roth am Solarer Berg erlebt. Wahnsinnig beeindruckend.

Nach vier Kilometern wird es etwas einsamer aber in regelmäßigen Abständen durchlaufen wir Stimmungsnester mit Musik und weiteren begeisterten Menschen. Die ersten fünf Kilometer dadurch gehen vorbei wie im Flug und ich freue mich darüber, endlich etwas den Gashahn aufdrehen zu dürfen. Was sich jedoch deutlich schneller und anstrengender anfühlt, muss noch noch lange nicht viel schneller sein. Wenige Sekunden pro Kilometer sind aber in diesem Moment dann doch deutlich zu spüren. Es entwickelt sich jetzt ein sensationelles Rennen für mich. Ich laufe immer wieder auf kleine Gruppen auf, sortiere mich ein, merke dann aber dass mir das Tempo zu langsam ist. Also laufe ich, mittlerweile in Begleitung eines anderen Läufers aus der Gruppe raus und versuche Anschluss an die nächste Gruppe zu finden. Das bedeutet zwar eine kleine Tempoverschärfung, die mir jedoch nichts ausmacht und schon sind die 20 oder 30 Meter zur nächsten Gruppe geschlossen. Das gleiche Spiel wiederholt sich dann. Einsortieren, für zu langsam empfinden und ab nach vorne. Nächste Gruppe bitte!

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Hart am Limit auf den letzten Kilometern

Bei Kilometer 10 ein emotionaler Höhepunkt. Es muss ein Altenheim, eine Seniorenresidenz oder ähnlich sein. Das muss ich unbedingt nochmal recherchieren. Jedenfalls sitzen dort ganz viele alte Menschen am Straßenrand, größtenteils im Rollstuhl und winken, klatschen und haben selbstgemalte Plakate auf dem Schoß. Ganz ehrlich war ich den Tränen nahe und ich habe mich sehr darüber gefreut. Tolle Sache!

Das Rennen läuft für mich weiterhin super. Meine Durchgangszeit bei 10 Kilometer ist knapp über 39 Minuten. Die ersten Rechenspiele im Kopf beginnen. 39 Minuten für 10 Kilometer, für 20 Kilometer mal zwei macht 1:18 plus einen Kilometer macht 1:22 für 21 Kilometer. Bitte? Das ist ja viel zu schnell! Was mache ich hier? Wie lange geht das gut? Egal, Mathias Müller hat mir am Vorabend gesagt, ich soll einfach mal einen raushauen, also ab dafür. Die nächste Gruppe wird überlaufen, mittlerweile weiß ich, dass mein Laufpartner Jan heißt.  Für mehr Kommunikation reicht die Luft nicht. Jedenfalls ist er immer noch bei mir und wir laufen zusammen. Kilometer 15, eigentlich sollten hier irgendwo Angela und Sarah von IOS stehen. Ich sehe die beiden nicht, muss jedoch auch gestehen, dass ich nur noch kämpfe an Jan dran zu bleiben. Es wird einsam. Ich sehe noch einzelne Läufer vor mir und keine größeren Gruppen mehr, hinter denen man sich vor dem Gegenwind verstecken könnte. Bei Kilometer 18 erneut die Rechenspiele. Noch zwei Kilometer rechne ich. Jeweils 4 Minuten. Plus Zielgerade. Geschenkt. Mein Blick auf die die Uhr sagt 1:11 Stunden. Jetzt wird es komisch. 1:11 Stunden plus 8 Minuten macht doch 1:19 Stunden für den Halbmarathon? Das gibt’s doch nicht. So schnell kann ich doch gar nicht sein. Oder doch? Dann fällt mir auf, dass es ja nicht zwei, sondern noch 3 Kilometer sind. Also neu rechnen. Nochmal ein Kilometer dazu, nochmal 4 Minuten obendrauf macht dann 1:23 Stunden. Das haut hin. Für diese Rechnung habe ich übrigens fast einen Kilometer lang gebraucht. Hallo Anstrengung, hallo Laktat, tschüss Hirn!

Jan zieht das Tempo bei Kilometer 18 dann deutlich an und packt mal eben sieben Sekunden (!!) auf den Kilometer drauf. Ich versuche dran zu bleiben aber jetzt fliegen mir fast die Beine um die Ohren. Einen Kilometer geht das gut, danach muss ich ihn ziehen lassen, das Tempo kann ich einfach nicht mitgehen ohne Gefahr zu laufen kurz vor dem Ziel völlig hoch zu gehen. Aber es sind nur noch zwei Kilometer bis ins Ziel. Einer bis zum legendären letzten Kilometer. Dran bleiben, weiter kämpfen. Nochmal eine dieser fiesen Brücken hoch, dann runter um die Ecke und ohrenbetäubender Lärm. Links und rechts tausende Zuschauer die schreien und klatschen. Da ist er: Der letzte Kilometer und wieder Gänsehaut und Schnappatmung. Gleich geschafft! Ich genieße den Kilometer, liefere mir aber auch noch ein kleines Gemetzel mit zwei anderen Läufern. Mann gegen Mann, das macht so viel Spaß!

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Mein Rücken kann auch entzücken

Dann der Zieleinlauf. Die Uhr bleibt bei 1:22:28 für mich stehen und ich bin, nicht nur wegen der Anstrengung, sprachlos. Damit hätte ich nicht gerechnet. Über eine Zeit um die 1:25 hätte ich mich schon gefreut, dass ich nochmal über zwei Minuten schneller bin, ist der glatte Wahnsinn. Ich bin platt, glücklich und happy. Hartes Rennen bei dem ich wahnsinnig viel Spaß hatte. So kann die Saison weiter gehen! Tschüss Lakat, hallo Endorphine, hallo Muskelkater.

Vielen Dank an IOS-Technik für die Einladung nach Venlo. Ich komme auf jeden Fall wieder und freue mich schon jetzt auf das nächste Jahr. Und für alle anderen gilt: Wer einen Halbmarathon mit völlig verrücktem Publikum machen möchte, dem kann ich den Venloop 2017 allerwärmstens empfehlen. Toll organisiert, absolut bezahlbar (19 Euro Startgebühr) und mit hup-Holland-hup-Stimmung. Lediglich die Zielverpflegung blieb etwas hinter den Erwartungen zurück. Wasser und Banane ist nicht unbedingt das, was man nach so einem Lauf zu sich nehmen möchte, ich zumindest nicht. Aber ansonsten gibt es eine eins mit Sternchen und das würde ich vermutlich auch sagen, wäre der Lauf für mich persönlich nicht so grandios gewesen. Sag ich jetzt mal so.

Für die Zahlenfreaks gibt es hier noch die Zwischenzeiten:

5 Kilometer        19:50 (19:50)
10 Kilometer      39:13 (19:23)
15 Kilometer      58:42 (19:29)
20 Kilometer      1:18:16 (19:34)
Halbmarathon   1:22:28

Klar zu erkennen, die ersten fünf Kilometer waren kontrolliert gelaufen und dann habe ich für die Kilometer sechs bis zehn fast 30 Sekunden weniger gebraucht . Danach wird es dann einfach hart, das Tempo zu halten, wobei ich finde, dass mir das trotzdem ganz gut gelungen ist. Bestzeit, Hammer, ich freue mich! Ohne Punkt und Komma!

Viele liebe Grüße
Euer Matthias

P.S.: Bilder von Arno Planken Fotografie und Fotodesign. Vielen Dank dafür!

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