Sportlerseele

Hallo Leute,

ich hatte im letzten Blog angekündigt, dass ich Euch im Nachhinein noch an meiner Verletzung und dem Weg zurück ins Training teilhaben lassen möchte. Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen. Abgesehen davon ist es mir wirklich ein wichtiges Anliegen, denn vielleicht macht ihr dann nicht den gleichen Fehler, den ich gemacht habe. Den Fehler im Nachgang zu korrigieren hat nämlich nicht nur viel Zeit und Nerven gekostet, sondern hätte mir auch fast die Teilnahme am Ironman Austria vermasselt. Aber von Anfang an.

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Das hatte ich mir anders vorgestellt – Läuferknie im Trainingslager auf Lanzarote

Nach dem Wochenende im Rheinland (Leistungsdiagnostik und Korschenbroicher Citylauf) macht sich ein Schmerz im linken Knie bemerkbar, der jedes Beugen des Knies unmöglich macht. Weder Laufen noch Radfahren möglich, lediglich Schwimmen geht. Bei jeder Bewegung fühlt es sich an, als würde jemand ein Messer nehmen, außen ins Knie stechen und weil es so schön ist noch ein wenig rumstochern. Brutale Schmerzen. Und das ausgerechnet eine Woche vor dem Trainingslager. Im zweiten Moment finde ich die Pause jedoch gar nicht wirklich schlimm, denn ich bin mir sicher, dass der Schmerz in wenigen Tagen wieder vollständig weg ist und ich erholt nach Lanzarote fliegen kann. Das runningman-Camp mit meinem Trainer Stephan Vuckovic steht auf dem Plan und ist ein wichtiger, zweiwöchiger Belastungsblock in der Vorbereitung für die Saison. Leider sieht es auch kurz vor der Abreise nicht gut aus und ich kann den Flieger nur mit Knieschmerzen betreten.

Jetzt kann man an Zufälle glauben oder eben auch nicht. Zufall, Vorbestimmung, Schicksal – die Definition von dem, was jetzt passiert überlasse ich jedem von Euch selbst. Fakt ist, dass auf dem gleichen Flug mit dem gleichen Ziel Susanne Moede und ihr Mann gebucht sind. Beide wollen eine Woche am Trainingscamp teilnehmen und es stellt sich schnell heraus, dass Suse beruflich Körpertherapeutin ist. Ich muss wohl ziemlich verzweifelt aussehen, denn Suse bietet direkt an, sich das Ganze mal anzusehen. Dass daraus eine Zusammenarbeit entsteht, die mich auf ein anderes Niveau bringt und ich dadurch meine Körper erst richtig kennenlerne, darüber denke ich in diesem Moment noch nicht nach.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich in diesem Moment erst einmal extrem frustriert bin. Lanzarote, Club la Santa, bestes Wetter und optimale Trainingsbedingungen und ich kann nichts machen. Nichts? Gar nichts? Kein Rad fahren, nicht Laufen und nur bedingt schwimmen. Sag ich doch. Ich kann nicht trainieren! Oder doch? Suse nimmt sich die nächsten Tage unglaublich viel Zeit und steht mir mental zur Seite während die anderen vornehmlich auf dem Rad zahlreiche Kilometer und Höhenmeter sammeln. Mirador, El Golfo, Tabayesco, alles was das Herz begehrt. Damit ich nicht so viel Zeit zum Jammern und Rumheulen habe, fordert mich Suse ganz schön heraus. Zweimal am Tag bekomme ich von Ihr Massagen um die völlig verklebten und verkürzten Strukturen im gesamten Körper zu lockern, zusätzlich MUSS ich zweimal am Tag Übungen machen, die ich bis dahin für albern und überflüssig gehalten haben. Na gut, vielleicht nicht für ganz überflüssig, aber nach Radeln, Laufen und Schwimmen war eben meistens keine Zeit mehr für Dehnen und funktionales Training. Und wenn dann nur als Alibi. Ziemlich häufig höre ich das Wort Bahnschranke, wenn Suse über meinen unbeweglichen Körper spricht. Ups!

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Morgendliche Aktivierung vor dem Rennen – das Video dazu gibts ganz unten im Blog

Es gibt also für die ersten Tage ein völlig neues Trainingsprogramm. Genau, Training! Beweglichkeit und Kräftigung wird trainiert und ein gemeinsamer Besuch des Physiotherapeuts im Club La Santa bringt dann zusätzliche Bestätigung. Dave Muir, der Kerl mit dem härtesten Ellenbogen auf der Insel (den er mir in den verkümmerten linken Gluteus Maximus rammt), gibt weitere Übungen auf, lässt mich aber auch Hoffnung schöpfen, denn schon in wenigen Tagen darf ich wieder aufs Rad. Einzige Einschränkung: Keine dicken Gänge, keine Berge. Auf Lanzarote? Vom Club la Santa relativ schwierig, denn auf der einen Seite geht es steil nach Soo raus, auf der anderen Seite geht es lang und steil nach Tinajo. Einzige Möglichkeit: die flache Strecke zwischen Club la Santa und dem Örtchen La Santa. Einfache Länge der Strecke: 1,7 Kilometer. Bei 2 Stunden Radtraining schafft man da durchaus 17 Runden. Unfassbar langweilig, aber ich bin froh über jeden Meter auf meinem Specialized Venge. Ich habe es schließlich nicht mitgenommen, um es unausgepackt wieder nach Hause zu fliegen.

Das Programm mit Suse nehme ich derweil wirklich nur mit innerem Widerstand an. Trotzdem überzeugt sie mich, ihre Begeisterung und Leidenschaft bringen mich dazu, die vorgegebenen Übungen weiter zu machen. Schnell merke ich dann, wie ich meinen Körper immer besser einschätzen kann und wie viel die Übungen bringen. Bestätigung kommt dann auch noch vom Osteopathen des Clubs, den Weg weiter zu gehen. Aber was mache ich eigentlich den ganzen Tag? Im Wesentlichen sind es Dehnübungen und Übungen zur Kräftigung und Mobilisierung. Übungen aus dem ZUU-Programm. Das Ganze kommt aus Australien und mittlerweile bin ich großer Fan dieses funktionalen Trainings. Kurze Aktivierung am Morgen und vor jeder Sporteinheit. Dazu weitere Übungen, die Suse aufgrund ihrer Erfahrung und der Massagen als dringend notwendig identifiziert hat. Das Ganze gepaart mit zahlreichen Gesprächen und hilfreichen Tipps zur Selbsthilfe. Ich bin mehr und mehr begeistert und auch nach dem Trainingslager auf Lanzarote geht die tägliche Arbeit weiter. Ich lerne meinen Körper kennen, lerne ihn zu verstehen und die vielen Hinweise zu deuten. Und glaubt mir, es gibt jeden Tag genug Hinweise, wenn man diese nur hören und verstehen will.

Mittlerweile sind ZUU und Suse (sportlerseele) kaum noch aus meinem Trainingsalltag wegzudenken. Ich bin ein anderer Athlet geworden und ich freue mich extrem auf die kommenden Einheiten. Jede Woche nimmt sich Suse Zeit für mich und wir machen aus der Bahnschranke einen athletischen Triathlon-Körper. Ich bin überzeugt, dass ich damit nicht nur weniger verletzungsanfällig bin, sondern schlicht auch schneller werde. Klagenfurt wäre sicherlich nicht so perfekt gelaufen, hätte ich Suse nicht auf Lanzarote kennengelernt und hätte Sie sich nicht dem Thema angenommen. Vermutlich wäre ich noch nichtmal an der Startlinie gestanden. Umso schöner, dass Suse dann auch noch mitgekommen ist zum Ironman Austria und an der Strecke sehen konnte, dass sich ihre Arbeit und Ihr Engagement gelohnt haben. Suse, vielen lieben Dank für Alles und ich freue mich sehr auf alles was da noch auf mich zukommt!

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Sportlerseele als neuer und kompetenter Partner

Ich kann Euch nur allen einen Tipp geben. Triathlon ist mehr als Schwimmen, Rad fahren und Laufen. Viele Leute haben mir das schon vorher gesagt, Athletik Training steht immer im Trainingsplan doch funktionales Training war immer das Erste was weggefällt, wenn man keine Zeit hat. So ging es mir zumindest immer. Das ist jetzt anders ,aber ich musste erst schmerzhaft erfahren, was passieren kann, wenn man sich nicht um seine Bahnschranke kümmert. Suse hat mir zudem noch viel über meinen Körper beigebracht und mittlerweile habe ich im mentalen Bereich viel mehr Möglichkeiten, auf Schwierigkeiten zu reagieren. Die Magenkrämpfe zu Beginn des Marathons in Klagenfurt hätten mir früher vermutlich den Stecker gezogen, das Rennen wäre vorbei gewesen. Mit den Erfahrungen der letzten Monate konnte ich dieses Problem gut in den Griff bekommen und einen super Marathon laufen.

Im Übrigen muss man kein Leistungssportler sein, um sich um seinen Körper zu kümmern. Im Leistungssport kommen die Beschwerden durch Fehlbelastung zwar deutlich früher zum Vorschein, bei allen anderen Menschen kommen die Themen dann im Alter. Wie viele von Euch rennen mit Beschwerden rum, ohne sich darum zu kümmern? Die Kopfschmerzen, die Rückenschmerzen, die Probleme im Fuß? Akzeptiert das nicht einfach so, kümmert Euch um Eure Bahnschranke. Mit einigen wenigen Übungen jeden Tag geht das Leben so viel einfacher. Man muss es nur wollen!

In diesem Sinne
Euer Matthias

2 Kommentare zu “Sportlerseele

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