Lebensretter

Hallo zusammen,

seit dem Rennen in Bad Zwischenahn beschäftigt mich ein Thema, das ich ganz gerne mit Euch teilen möchte. Es war ein Erlebnis auf der Laufstrecke des Bären-Triathlons, dessen Ausmaß mir erst im Ziel mitgeteilt wurde. Seitdem denke ich darüber nach und mache mir Gedanken unterschiedlicher Art. Was ist passiert?

Auf der ersten Runde der Laufstrecke, ungefähr bei Kilometer zwei, steht ein Krankenwagen neben der Strecke. Nichts Ungewöhnliches für ein Sportereignis dieser Art, aber je näher ich komme , desto ungewöhnlicher ist die Szene. Ich kann beim Vorbeilaufen erkennen, dass Helfer vor Ort sind und auch Rettungskräfte inklusive Notarzt. Ich mache also gedanklich relativ schnell einen Haken an die Sache, ich könnte eh nicht mehr helfen als die Jungs und Mädels. Abgesehen davon ist für mich auch nicht zu erkennen, was vorgefallen ist und wie dramatisch die Situation ist. In der zweiten Runde kommt mir der Krankenwagen auf der Laufstrecke entgegen. Erst im Ziel erfahre ich, dass ein Athlet auf der Laufstrecke zusammengebrochen ist und durch zwei andere Athleten versorgt wurde bis der Notarzt eingetroffen ist. Was genau vorgefallen ist, weiß ich nicht. Das Einzige was ich weiß ist, dass diese beiden Athleten ihr eigenes Rennen abgebrochen haben, um dem anderen Sportler zu helfen. Selbstverständlich? Heldentat? Auf jeden Fall eine tolle und bemerkenswerte Aktion, die mich nachhaltig beschäftigt.

Kurz danach habe ich einer Triathlon-Zeitschrift einen Artikel gelesen, der sich mit einem Unfall beim Ironman 70.3 beschäftigt. In den Serpentinen der Abfahrt vom Kloster Lluc ist ein Radfahrer dieses Frühjahr gestürzt, mehrere Athleten sind einfach vorbei gefahren. Nachvollziehbar wenn es um einen Slot für die WM geht oder um eine persönliche Bestzeit? Auch das hat mich sehr beschäftigt und ehrlich gesagt einigermaßen schockiert.

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Währenddessen oder nach dem Rennen. Manchmal helfen schon Kleinigkeiten!

Helfen, oder nicht?
Wie ist das also, wenn in einem Rennen ein Kontrahent verunglückt? Würdet ihr anhalten und Euer eigenes Rennen dafür opfern? Natürlich ist das eine rein theoretische Betrachtung, in Extremsituationen reagiert man doch meist anders als man es vorher denkt. Für mich steht aber außer Frage, dass ich nicht einfach weiterlaufen könnte oder den Verunfallten im Graben liegen lassen würde. Mich macht es sogar wütend und fassungslos. Ich würde nicht eine Sekunde zögern und ich würde erwarten, dass andere keine Sekunde zögern, wenn ich Hilfe benötige. Für mich ist das absolute Selbsverständlich und kein Rennen der Welt kann so wichtig sein, dass man nicht anhält und Hilfe leistet.

Im Übrigen handelt sich unter Umständen sogar um unterlassene Hilfeleistung, die mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe bestraft wird. Da zählt auch nicht, wenn ihr auf dem Weg zu einer persönlichen Bestleistung seid oder gerade auf dem Weg einen Slot für die Weltmeisterschaft zu ergattern. Am Ende hängt gegebenenfalls ein Menschenleben an Eurer Entscheidung und das muss einfach mehr wert sein.

Gesundheit, ein kostbares Gut!
Auf der anderen Seite denke ich darüber nach, welches Risiko wir mit unserem Sport eingehen. Zum einen sehe ich immer wieder Sportler, die in Situationen trainieren, in denen ich mich nur noch ins Bett legen würde. Viele Athleten, die googlen müssen, um herauszufinden, was ein Kardiologe macht. Sportler, die mit dem ein oder anderen Mittel ihre Leistung steigern wollen und dafür ihre Gesundheit riskieren. Ist es das wert? Für ein Hobby das Spaß machen soll und mit dem wohl die wenigsten ihr tägliches Brot verdienen müssen. Und selbst dann muss man sich fragen, ob die Gesundheit nicht wichtiger ist.

Neben diesen Risiken gibt es auch immer wieder Situationen im Rennen, die mich am Verstand meiner Mitsportler zweifeln lassen. Ja, zugegeben, auch ich stürze mich manchmal in Abfahrten, die andere deutlich langsamer fahren würden. Trotzdem glaube ich, dass ich immer mit einem gewissen Maß an Respekt und Sicherheit unterwegs bin. Das kann ich bei Anderen zum Teil nicht mehr erkennen und das Schlimme ist, dass sie nicht nur sich selbst sondern auch andere in Gefahr bringen.

Etwas mehr Rücksicht und etwas mehr Sorge um die eigene Gesundheit sind da sicherlich angebracht. Und denkt vielleicht einfach mal darüber nach, wie Ihr in einer Extremsituation reagieren würdet. Dann müsst ihr Euch diese Gedanken nicht mehr machen, wenn es soweit ist und Eure Hilfe sowie Euer Mut gefragt sind. Auf meine Hilfe kann jedenfalls jeder zählen! Auf Eure auch?

Liebe Grüße
Euer Matthias

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