Hallo zusammmen,
Sommer, Sonne, Stand und Meer. Ab auf die Ostseeinsel Rügen, allerdings (mal wieder) mit einem sportlichen Hintergrund. Das letzte Rennen der Saison steht auf dem Plan und die Wettervorhersage für die Mitteldistanz ist ein Traum. Ganz im Gegensatz zur Premierenveranstaltung vor zwei Jahren, die sogar als Duathlon ausgetragen werden musste. Die Ostsee, spiegelglatt wie ein Baby-Popo und die seltenen harmlosen Wolken sorgen beim Racebriefing eher für wohltuenden Schatten. Die einzige Sorge, die ich für den Renntag habe, sind die unfassbar vielen Quallen im Wasser. Aber zum Glück gibt es Menschen, die einem auch diese Sorge nehmen. Erstens drückt mir Kumpel Andreas einfach am Tag vor dem Rennen eine glibschige, schleimige kleine Qualle zur Gewöhnung in die Hand und zweitens erhalte ich eine großartige Nachricht von Lena: “Aber du als mittelmäßiger Schwimmer, kriegst eh nur noch die zerhackten ab!”. Spätestens damit ist die Sorge erledigt und ich muss beim Gedanken an die Quallen nur noch schmunzeln. Also ab dafür!
Schwimmen:
Das Schwimmen am Renntag ist, und das sage ich als Nichtschwimmer, ein Traum. Die Ostsee auch heute ein friedliches und ruhiges Wässerchen, das keinem Triathleten etwas Zuleide tun will. Pünktlich um 10.15 Uhr geht die 1,9 Kilometer lange Reise am Strand von Binz los, die ich gerne unter 30 Minuten beenden möchte. Insofern stelle ich mich dann doch relativ weit vorne an! Bei diesem Rennen wird der sogenannte Rolling-Start durchgeführt. Ähnlich wie in Klagenfurt gehen hier alle sechs Sekunden fünf Athleten auf die Strecke um so die große Prügelei eines Massenstarts zu vermeiden. Das klappt ausgesprochen gut und ich kann entspannt schwimmen. Ich finde auch sofort eine Gruppe, der ich das Zerhacken der Quallen überlassen möchte und an die ich mich dranhängen kann. Apropos Quallen? Auf den ersten 1,5 Kilometern habe ich vielleicht 10 oder 15 Stück gesehen, mehr nicht. Wo also ist die große Quallenpest? Die Antwort lautet ganz einfach: Auf den letzten 400 Metern zurück zum Strand. Junge, ist das ekelhaft. Pfui Teufel. Rum um die Boje und schon streift mir das erste Viehzeug durchs Gesicht. Es fühlt sich an, als schwimmt man durch Pudding. Überall glibberiges Zeug in das man greift. Mit jedem Zug. Im Gesicht. Mund auf zum Atmen und schnell wieder zu. Auch wenn die Dinger wohl viele Proteine haben sollen. Ich verzichte! Im Übrigen ist keine einzige davon zerhackt, liebe Lena. Ich bin also doch ganz gut unterwegs und nicht so viele Schwimmer vor mir. Platz 20 nach rund 29 Minuten!
Radfahren:
Nach wie vor meine liebste Disziplin und die geht rasant los. Nach einem super langen Weg vom Strand zur Wechselzone kann ich von Anfang an richtig Druck machen und schon nach wenigen Kilometern Andreas überholen, der zwar sehr gut geschwommen ist, aber nicht ganz so fix beim Wechsel war. Die Radstrecke führt aus Binz heraus nach Bergen und über Putbus zurück. Diese Runde ist zweimal zu durchfahren und mit nur rund 400 Höhenmetern relativ flach. Mit knapp 39 Kilometern pro Stunde kann ich auf der ersten Runde auch einige Plätze gut machen und ich habe so viel Spaß dabei – eine wahre Freude! Auf der zweiten Runde nimmt der Wind deutlich zu, ich habe aber eine Gruppe gefunden, in der ich gut mitfahren kann. Es freut mich, dass es total fair zugeht und ich kaum Sportler in meinem Umfeld sehe, die nicht sauber fahren. Zum ersten Mal in meinem Leben werde ich jedoch von einem Schiedsrichter angepfiffen und ich überlege kurz, was ich falsch gemacht habe. Dann aber die Entwarnung, dass ich nur beim Überholen noch etwas mehr Platz lassen soll, bevor ich wieder einschere! Das lässt sich einrichten. Etwas langsamer als in der ersten Runde, dafür mit kontrolliertem Aufwand geht es dann schon zurück zum zweiten Wechsel. Nach dem Radfahren auf Platz 7 zu liegen ist genau das, was ich mir erhofft hatte! Die letzten Wochen habe ich gezeigt, dass ich eine bestechende Laufform habe. Los gehts!
Laufen:
Ich versuche so kontrolliert wie möglich los zu laufen. Muskulär ist alles in Ordnung, ich fühle mich gut. Die ersten 3 Kilometer kann ich exakt im geplanten Tempo laufen, allerdings macht sich hier schon mein Magen bemerkbar. Es krampft im Bauch und bei der ersten Verpflegungsstelle muss ich einen Abstecher aufs Dixi Klo machen. Raus aus dem Anzug und nach der kurzen Sitzung möglichst schnell weiter. Aber ich kann nicht mehr anständig laufen. Der Bauch hart wie ein Brett und sobald ich einen schnelleren Schritt mache zieht sich alles noch weiter zusammen. Junge, bleib ruhig, geht schon irgendwie weiter. Also langsam weiter. Das nächste Dixi Klo! Wieder raus aus dem Anzug, und schnellstmöglich weiter. Gleiches Spiel, gleiches Ende. Es geht nicht mehr. Auf der ersten von zwei Laufrunden verbringe ich in Summe wohl die Hälfte der Zeit auf einem der Dixi-Klos oder schleppe mich mit Magenkrämpfen voran. Aufgeben will ich nicht, Finishen ist jetzt noch das einzige Ziel.
Bei Kilometer 10 kommt Andreas an mir vorbei und ich versuche irgendwie mit ihm mitzulaufen. 5:30 Minuten pro Kilometer, fühlen sich brutal an, weil ich nur völlig verschoben laufen kann. Egal. Dranbleiben. Und ab Kilometer 13 geht es plötzlich wieder. Ich rechne kurz durch (wie immer wenn ich mich ablenken will) was zeitlich noch drin ist. Das große Ziel von Andreas, die Mitteldistanz unter 5 Stunden zu finishen scheint realistisch. Wird aber super knapp. Also korrigiere ich mein Ziel erneut: Nicht finishen ist das Ziel, sondern Andreas unter 5 Stunden ins Ziel zu bekommen. Ich laufe die letzten 8 Kilometer vor ihm her, rede ihm gut zu, motiviere ihn und versuch das Tempo so hoch zu halten, dass es klappt. Je näher wir dem Ziel kommen, desto klarer wird es: Es kann klappen, wird aber eng! Also weiter und nach 4:59 Stunden und ein paar Sekunden laufen wir durch den Zielbogen. Mission completed. Im Ziel mit Andreas – and finish with a smile!
Natürlich hatte ich mir persönlich deutlich mehr vorgenommen, aber das ist nunmal der Sport. Es entscheiden Kleinigkeiten und mit großartiger Unterstützung werde ich heraus finden, was schief gelaufen ist, was ich falsch gemacht habe. Vielen Dank an Alle, die sich bereits gemeldet haben um mir mit dem Magen-Problem zu helfen. Es ist toll zu sehen, dass ich damit nicht alleine bin! Leider hatte ich schon immer einen extrem empfindlichen Magen, der insbesondere unter Belastung seinen ganz eigenen Willen hat. Es gibt viele kleine Stellschrauben die wir jetzt drehen und bis zum nächsten Rennen ist genug Zeit, die richtige Strategie zu finden.
Das Rennen und das Wochenende auf Rügen waren großartig. Das Wetter hat sein Übriges dazu getan. Wenn ich die Garantie hätte, dass es wieder so schönes Wetter gibt, ich würde mich sofort anmelden fürs nächste Jahr. Die Quallen schockieren mich nicht mehr, egal ob zerhackt oder am Stück. Ob ich das Rennen aber bei Wind und Wetter, Sturm und Seegang machen möchte? Zum Glück bleibt etwas Zeit für diese Entscheidung. Wer weiß außerdem schon, was bis zum September 2017 passiert!
In diesem Sinne
Euer Matthias

And finish with a smile – ein toller Wettkampf mit Andreas