Hallo Leute,
so oder so ähnlich hätte vor einigen Jahren auch schon der Titel eines Blogs über eine Trainingsausfahrt auf Mallorca mit Mathias Müller heißen können. Damals sind wir etwas abseits der viel befahrenen Straßen und auf der Suche nach der Boris-Becker-Villa an einem schönen Anwesen vorbei gefahren. Mathias hat mich damals die Auffahrt hoch geschickt, um am Klingelschild nachzusehen, ob die Villa wirklich unserem Bumm-Bumm Boris gehört. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr, warum ich tatsächlich so mutig (oder dumm) war, um die wenigen hundert Meter die steinige Auffahrt mit dem Rennrad hinauf zu fahren. Ich habe es jedenfalls getan und bin bis zum großen steinernen Eingangsbogen gekommen, während Mathias, vermutlich wohlwissend was gleich passiert, an der Wegkreuzung gewartet hatte. Jedenfalls war ich ganz kurz davor, einen Steinwurf entfernt, ganz knapp am Klingelschild. Hätte ich damals schon eine Brille getragen, ich hätte den dort geschriebenen Namen vermutlich erkennen können. Aber just in diesem Moment hechtet eine große schwarze Bestie ums Eck. Ich kann mich nicht genau erinnern, zu schnell habe ich mich aufs Rennrad gestürzt und wie ein Verrückter in die Pedale getreten um mein Leben zu retten. Der Hund war groß wie ein Kalb (mindestens!), schwarz wie die Nacht und wollte mich ganz bestimmt zur Strecke bringen. Nur mit viel Glück und Geschick konnte ich mich retten und bin an dem völlig verdutzen Mathias vorbei gerast. Der behauptet noch heute, weder einen Hund gesehen noch gehört zu haben. Aber das sei nur am Rande erwähnt.
Eine ähnliche Geschichte hat sich heute wieder zugetragen. Insgesamt vier Stunden kann ich heute im Sattel meines Mountainbike verbringen und wieder sehr ruhig durch die portugiesische Gegend fahren. Wichtige Grundlagenkilometer auf dem Weg zum Ironman Klagenfurt im kommenden Juni. Am Anfang geht es, wie am Sonntag schon angekündigt, über die etwas kleineren Straßen einfach mal drauf los. Die ersten Stunden fahre ich immer meist planlos und rein intuitiv umher, wenn ich neue Gegend erkunden möchte. So habe ich schon zahlreiche nette Ecken gefunden und bin in der Vergangenheit das immer gut damit gefahren. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass ich diverse Male umdrehen muss, weil die Straße erst immer schmaler wird, dann immer unbefestigter und irgendwann einfach aufhört. Frühestens nach der Hälfte der geplanten Fahrzeit schaue ich schließlich auf die Karte um mir einen Rückweg zu suchen. Lustig wird es immer dann, wenn man sich die gefahrene Strecke zuhause auf dem Laptop anschaut. Da kreuzt man dann schon mal völlig unbemerkt seinen eigenen Weg oder fährt im Kreis ohne es wirklich zu merken. Heute geht, bis auf drei notwendige Kehrtwenden, alles gut.
Auf dem Rückweg möchte ich gerne wieder abseits der großen Straße fahren und entscheide mich für eine Route durch kleinere Ortschaften zurück nach Sao Pedro do Sul. In Rio de Mel geht es einen kleinen Berg hinunter und auf der anderen Seite wieder hoch. Hier in Portugal auf dem Land, das muss ich vielleicht noch erwähnen, hat absolut jeder Haushalt mindestens einen Hund. Mindestens. Eher zwei, drei oder noch mehr davon! Leider sind die Köter nicht so gut erzogen wie ich mir das erwarten und wünschen würde sondern völlig verwahrlost und aggressiv. Ich fahre extra schon immer einen Meter weiter Richtung Fahrbahnmitte, damit ich mich nicht völlig erschrecke, wenn auf einmal am Gartenzaun ein bellendes und zähnefletschendes Tier hochspringt. Spannend wird es immer dann, wenn ein Hund mal nicht hinterm Zaun eingesperrt sondern an der Kette angelegt ist. Das kann man aus der Ferne nämlich überhaupt nicht erkennen und kann nur hoffen, dass die Kette erstens angelegt und zweitens kurz genug ist. Meistens stehen die Hunde dann auf den Hinterbeinen die Vorderbeine in der Luft und die Kette komplett gespannt um den Hals. Furchteinlösend, insbesondere wenn man mit Hunden eh nicht so vertraut ist.
Ich fahre also diesen kleinen Berg in Rio de Mel hinunter, biege um die Kurve und ein paar Männer stehen am Wegesrand. Aus deren Hofeinfahrt kommt ein Hund, bellt und läuft weiter auf mich zu. Er stellt sich mir in den Weg und ich muss anhalten, weil ich einfach nicht vorbei komme. Jetzt steht dieser Hund da, bellt mich an und die Männer reagieren überhaupt nicht. Ich schiebe mich vorsichtig, auf der anderen Straßenseite, am Hund vorbei und steige wieder auf mein Rad. Jetzt rufen die Männer den Hund zurück, der rennt jedoch neben mir auf dem Rad her und bellt mich an. Zum Glück geht es bergab, nach einigen Metern bleibt der Hund stehen und ich kann unbehelligt weiter fahren. Das gleiche Schauspiel wiederholt sich in dem Ort noch ein weiteres Mal, diesmal klicke ich schon in der Fahrt sicherheitshalber aus dem Pedal um dem Hund im Zweifel an dem Biss in meine Wade mit einem kräftigen Tritt auf die Nase zu hindern. Spaß macht das wirklich nicht und ich bin froh, dass ich am Ende des Ortes angekommen bin. Ich habe zwar von wilden Hunden gehört, gesehen habe ich aber noch keinen und die Fahrten außerhalb der Ortschaften ist bis jetzt sehr entspannt verlaufen.
Am letzten Haus der Ortschaft, hier geht es um die 20% bergauf, sprintet dann auf einmal ein kleiner schwarzer Hund aus der Einfahrt. Kein Zaun. Keine Kette. Bergauf. Der Hund ist wirklich nicht groß, im Gegensatz zur schwarzen Bestie von Mallorca, aber selbst diesen Kläffer will ich nicht in meiner Wade haben. Ich gebe Gas, entgegen der Ansage des Coaches. Ruhig fahren, kein hoher Puls. Egal. Lieber den Puls zum Teufel jagen, als die Zähne des Köters in meiner Wade. Gang runter und weiter. Umdrehen. Er holt auf. Verdammt. Nochmal weiter. Umdrehen. Noch näher. Ich spring vom Rad, ziehe das Mountainbike zwischen ihn und mich und schaue so böse ich kann, jage ihn verbal zum Teufel. Bringt nix. Er versteht vermutlich kein Deutsch – er ist ja Portugiese. Er fletscht die Zähne und bellt. Ich gehe langsam rückwärts den Berg hoch. Er bleibt stehen. Also schnell aufs Rad und weiter. Kaum drehe ich ihm den Rücken zu, sprintet er mir hinterher. Ich springe wieder vom Rad. Er bleibt stehen. Ich schreie ihn an, kenne aber keine portugiesischen Schimpfwörter. Also rückwärts den Berg hoch, immer das Rad als Schutzschild. Dann wieder das gleiche Spiel. Kaum drehe ich mich um und trete in die Pedale, rennt das Vieh hinter mir her. Ich hab keine Ahnung, ob das Sprichwort stimmt: Hunde die bellen, beißen nicht. Ausprobieren will ich es nicht.
Nachdem wir das Spiel ein paar mal gespielt haben (Rückwärts hoch laufen, aufs Rad springen, verfolgt werden, aus Angst wieder abspringen) reicht es mir. Zum Glück sind wir mittlerweile schon weit aus dem Ort. Die Bewohner würden sich wahrscheinlich kaputtlachen über dieses Szenario. Ich schnappe mir ein paar Steine und und werfe sie nach dem Hund. Das beeindruckt ihn wohl. Also weiter rückwärts den Berg hoch, Steine werfen und dann ab dafür. Die Flucht gelingt, der Puls auf über 180 und oben angekommen bin ich erstmal froh dem Tod nur ins Auge geblickt zu haben, ihm aber noch einmal von der Schippe gesprungen bin. Naja gut, zugegebenermaßen etwas übertrieben. Etwas Angst hatte ich trotzdem. Im Nachhinein hätte ich gerne ein Video gemacht, oder zumindest ein Foto. Dafür habe ich in diesem Moment aber tatsächlich keinen Kopf und umdrehen will ich dann auch nicht mehr. Das Glück herausfordern muss ich nicht, zumindest nicht für ein Foto für den Blog.
Die restliche Fahrt nach Hause verläuft dann sehr entspannt und nach knapp 4 Stunden im Sattel schiebe ich das Mountainbike in die Garage. Morgen werde ich versuchen, den Vormittag zu nutzen, nachmittags soll es wieder regnen. Nach dem tollen Tag heute kaum vorstellbar. Es ist halt doch Winter, auch in Portugal.
Viele Eindrücke hatte ich heute auch über die Region bekommen, davon werde ich die Tage mal ausführlich hier berichten. Von Land und Leute, von der Region und deren Entwicklung hier. Alles sehr spannend wie ich finde, deswegen möchte ich Euch gerne teilhaben lassen.
Bis dahin, passt auf Euch auf und wenn ihr schwarzen Hunden begegnet. Kette rechts und ab durch die Mitte!
Euer Matthias