Hallo Leute,
habt ihr Euch schon mal in das Auto von Eurem Kumpel gesetzt und festgestellt, dass der Sitz nicht so richtig past? Kurz mal den Sitz nach vorne schieben reicht da oft nicht aus. Der muss dann noch etwas noch oben, vielleicht ein wenig nach hinten geneigt und die Lordosestütze verändert. Dazu das Lenkrad etwas höher und näher ran. Eine Kunst für sich, den Sitz so einzustellen, dass alles passt. Wenn man das an seinem eigenen Auto einmal geschafft hat, kommt meistens die Freundin, leiht sich das Auto kurz aus und verstellt wieder alles. Fährt man außerdem mal längere Strecken, darf der Sitz gerne etwas entspannter sein und schon muss man wieder etwas verändern. So ähnlich ist das auch bei einem Triathlonrad. Es muss passen und dafür muss man sein Rad sehr individuell einstellen.
Am vorletzten Wochenende hat es endlich geklappt. Ein ausführliches Bikefitting für das “neue” Rad stand auf dem Programm. Eine Sache, die ich schon längst machen wollte, die aber nie so richtig reingepasst hat. Entweder hat es zeitlich nicht geklappt oder ich wollte kurz vor einem Wettkampf keine großen Veränderungen an der Sitzposition vornehmen. Denn auch wenn die Position auf dem Rad nach einem Fitting “besser” ist, eine Phase der Gewöhnung an diese neue Position sollte man schon einplanen. Jetzt, nach den letzten großen Rennen der Saison, ist es also so weit und ich begebe mich zusammen mit meinem Specialized Shiv in die heiligen Fitting-Hallen in der Kollaustraße.
Vorgenommen wird das Fitting von Benjamin Foks, der zum einen selbst Triathlet ist und zum Anderen als Personal Trainer viel Erfahrung in das Fitting einbringen kann. Außerdem gibt es von Specialized ein Verfahren, nach dem wir uns meiner optimalen Position auf dem Rad Schritt für Schritt annähern. Während der persönlichen Body Geometry Anpassung (BG Fit) analysiert ein geschulter Spezialist, in meinem Fall Ben, die körperlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse. Auf dieser Basis passt er das Bike dann perfekt auf meinen Körper an. Das ist übrigens auch die Idee. Man passt das Rad dem Körper an und nicht andersum. Das Ziel ist es nämlich, mit den neuen Einstellungen besser auf dem Rad zu sitzen und dadurch schneller zu werden. Mit BG Fit haben Specialized und Dr. Andy Pruitt (Direktor des Boulder Center for Sports Medicine) eine einzigartige Methode zur Bike-Anpassung entwickelt, die im Wesentlichen aus fünf Schritten besteht und die ich Euch gerne vorstellen möchte.
- INTERVIEW: Hier geht es zunächst darum, meine persönlichen Ziele und Bedürfnisse auf dem Rad zu erfragen. Auch wir hier nach der Erfahrung im Triathlon gefragt. Gibt es bisher Probleme? Wie fühle ich mich auf dem Rad aktuell? Mit mehr als fünf Jahren Erfahrung im Triathlon bin ich zumindest kein Anfänger mehr und habe bereits einige Stunden auf dem Triathlonrad verbracht. Kann also auch eine ganz gute persönliche Einschätzung abgeben.
- PHYSICAL ASSESSMENT: Gemeinsam durchlaufen wir dann einen umfassenden 18-Stufen-Prozess. Dabei schaut sich Ben meine Flexibilität und meine körperlichen Merkmale ganz genau an. Das ist entscheidend, um anschließend die perfekte Position auf dem Bike zu bestimmen und die passende Ausrüstung zusammenzustellen. Denn was nutzt zum Beispiel eine theoretisch optimale Position mit einer gewissen Überhöung, die ich aufgrund fehlender Beweglichkeit nicht über 180 Kilometer fahren kann. Um das Rad später möglichst nahe an die körperlichen Grenzen anzupassen, müssen diese natürlich erstmal bestimmt werden.
- RIDE ANALYSIS: Bei der Fahr-Analyse verschafft sich Ben ein Bild über meine Position, während ich auf der Rolle fahre. Das liefert weitere wichtige Informationen, um meine Position zu optimieren.
- FITTING: In 15 Schritten wird jetzt meine Position auf dem Bike angepasst – passender Sattel, Einstellung der Cleats an den Schuhen und anschließend die Einstellung von Sattel, Lenker, Vorbau usw. Immer wieder bestimmt Ben während des Prozesses die unterschiedlichen Winkel und Achsen und Schritt für Schritt nähern wir uns der perfekten Position. Dabei wird das Rad immer wieder umgebaut. So lange bis es passt!
- NACHBEREITUNG: Am Ende des Prozesses vereinbaren wir einen Folgeberatungstermin , um zu überprüfen, ob die Anpassungen auch wirklich hundertprozentig richtig waren. Im Frühjahr nächsten Jahres werden wir dann eine Wiederholung machen, ich hoffe, dass meine Beweglichkeit dann eine noch aerodynamischere Position zulässt.
Was wurde schlussendlich alles geändert? Im Grunde sitze ich auf einem neuen Rad. Der Sattel wurde deutlich nach hinten versetzt, der Lenker ist jetzt deutlich tiefer und ebenfalls etwas nach hinten gerutscht. Während ich auf Rügen noch das Gefühl hatte, dass ich mich kleiner machen möchte und den Kopf tief zwischen die Schultern gedrückt habe, bin ich jetzt sehr zufrieden mit der Position. Mal sehen, wie sich das Gefühl in den nächsten Ausfahrten entwickelt.
Wieder einmal bin ich von der Kompetenz und Begeisterung beeindruckt, mit der ich beim Fitting betreut werde. Da wird auch mal schnell mein Radmechaniker des Vertrauens hinzugerufen um beim Umbau zu untersützen. Alles ist möglich und nach über drei Stunden kann ich mit meinem perfekt abgestimmten Shiv wieder nach Hause fahren. Natürlich möchte ich gleich eine Runde drehen und am Deich macht sich ein Grinsen im Gesicht breit. Die Anpassungen haben sich gelohnt und werden sich hoffentlich auch in den kommenden Rennen bemerkbar machen.
Wer sich für ein Fitting interessiert sollte sich mal am besten direct im Shop informieren oder eine Nachricht schreiben. Ganz neu ist jetzt auch, dass man im Shop das optimale neue Rad für sich finden kann egal ob es gerade da ist oder nicht.
RETÜL
Das Müve Positionierungs-Bike von Retül ermöglicht den Body Geometry-Fit Spezialisten in wenigen Minuten jedes Bike in jeder erdenklichen Position zu simulieren. So kannst Du Dir sicher sein, dass Dein neues Bike optimal zu Dir passt, auch wenn es gerade nicht im Laden zum Testen zur Verfügung steht. Mit dem Positionierungs-Bike sind Ausmessen und Anpassen von Kurbellänge, Stack, Reach, Sitzhöhe, Vorbaulänge, Vorbauneigung und viele weitere Parameter für die perfekte Anpassung problemlos mögilch. Und das gilt für alle Modelle aus den Bereichen Rennrad, Triathlon und MTB. Wer sich also bald mal ein Rad kaufen möchte und sich bezüglich der Geometrie unsicher ist: Einfach Termin ausmachen und in den Laden schauen. Ersetzt natürlich nicht die echte Probefahrt, gibt aber schon mal ein gutes Gefühl. Ich werde das demnächst auch mal testen und Euch einen ausführlichen Bericht schreiben.
Viele Grüße
Matthias