Hallo Leute,
der letzte Akt? Keine Sorge, nicht das letzte Rennen der Saison, nicht mein letztes Rennen für die Regionalliga-Mannschaft und erst recht nicht der letzte Wettkampf überhaupt. Ganz im Gegenteil. Das Wochenende war, abgesehen vom Mannschaftsergebnis, so unfassbar gut, dass ich mit einer riesen Motivation in die letzten Wochen der Saison stürme. Der letzte Akt war es nur für die Regionalliga-Saison 2016!
In Bad Zwischenahn findet alljährlich das Abschlussrennen der Saison statt. Und es ist nicht einfach nur ein Rennen sondern eins, mit einem besonderen Format. Am Samstag starten alle Teams gemeinsam mit einem swim and run. Das bedeutet, es werden erst 500 Meter geschwommen und anschließend direct drei Kilometer gelaufen. Das stellt mich ganz persönlich vor zwei Herausforderungen: Erstens ist das natürlich ein ultra kurzer und somit brutal schneller Wettkampf. Da frage ich mich, wie ich mit dem ganzen Langdistanztraining überhaupt mithalten kann. Und zweitens fehlt die Sahnedisziplin. Kein Rad. Keine Möglichkeit die Schwimmleistung zu kompensieren. Eine dritte Herausforderung bei diesem Format betrifft das Team. Denn erst, wenn der vierte Schwimmer der Mannschaft in der Wechselzone ankommt, darf das Team loslaufen und muss bis zum Ziel zusammen bleiben. Das gesamte Team wird dann mit der Zeit des vierten Finisher gewertet und bildet die Basis für den Triathlon am Sonntag. Am Sonntag werden die einzelnen Teams dann hintereinander mit den Abständen des Vortages los gelassen und absolvieren, hier dann jeder Sportler für sich, einen Triathlon mit 750 Meter Schwimmen, 27 Kilometer Rad und 5,4 Kilometer Laufen. Es gilt also, am Samstag eine gute Ausgangsbasis zu schaffen um dann am Sonntag noch einmal Alles in die Waagschale zu werfen. Es sollte anders kommen.
Swim and Rund (500 Meter – 3 Kilometer)
Das Zwischenahner Meer macht seinem Namen alle Ehre und es gilt bei starkem Wind und Wellengang die 500 Meter Schwimmen schnellstmöglich zu absolvieren. Ich bin etwas nervös, weil ich befürchte, dass ich der Letzte in unserer Truppe bin und somit alle auf mich warten müssen, bis wir loslaufen dürfen. Ähnlich wie in Bremen habe ich einen katastrophalen Start und gehe beim Schwimmen mal wieder Baden. Ich werde zweimal quasi ertränkt, muss sogar kurz anhalten, weil ich genau in dem Moment als ich atmen möchte, unter Wasser gedrückt werde und mich tierisch verschlucke. Zum ersten Mal überkommt mich so etwas wie Panik im Wasser, zumal wir aufgrund der hohen Temperaturen keinen Neo tragen dürfen. Wäre ich alleine gestartet, würde ich wohl über einen Ausstieg nachdenken, aber ich muss dringend ins Ziel kommen, damit die Mannschaft nicht disqualifiziert wird. Also Ruhe bewahren und weiter machen. An der Wendeboje nach rund 300 Metern komme ich endlich in einen Rhythmus und kann den Rest der Strecke gut absolvieren. Schnell raus aus dem Wasser, ein Sprint in die Wechselzone, in der gerade heilloses Durcheinander herrscht. Ich stürze mich zu meinen Laufschuhen, zwei Jungs warten schon, allerdings fehlt der vierte Mann. Ich mache mir Sorgen, denn grundsätzlich schwimmen alle Anderen besser als ich, also wo ist Sören? Wie sich später herausstellt hat er noch viel mehr Probleme beim Schwimmen gehabt als ich und so starten wir als letztes Team auf die Laufstrecke. Leider können wir, trotz großem Kampf, keinen Platz und vor allen Dingen keine Zeit mehr gut machen. Der Frust ist groß im Team, denn mit mehr als dreieinhalb Minuten Rückstand nach ganz vorne und gut zwei Minuten Rückstand auf das Mittelfeld ist wohl nicht mehr viel zu holen.
![IMG_0516[1]](http://drmdr.de/matthiasfackler/wp-content/uploads/IMG_05161-e1472798092622-225x300.jpg)
Mein Shiv musste geduldig sein und auf mich warten
Am nächsten Morgen ist der Frust einigermaßen verflogen und wir freuen uns alle auf das Sprintrennen. Wir können das Feld von hinten aufrollen und das haben wir uns auch vorgenommen. Ich möchte beim Schwimmen zumindest einige der nur 13 Sekunden vor uns startenden Jungs aus Neumünster überholen. Das gelingt mir zwar genauso wie einige Jungs aus meinem eigenen Team hinter mir zu lassen, trotzdem bietet sich mir ein trauriges Bild als ich zu meinem Rad renne. Nur noch sechs Räder stehen dort. Zeit die Aufholjagd zu beginnen.
Auf den ersten 5 Kilometern auf dem Rad schieße ich mich komplett ab. Die Beine brennen, die Lunge ebenfalls und der Kopf sagt: Junge, das geht nicht gut. Trotzdem trete ich mit aller Kraft in die Pedale und versuche nach vorne zu kommen. Leider sehe ich kaum Athleten vor mir und es fällt mir zunehmend schwer die Motivaton aufrecht zu halten. Bis Kilometer 15 passiert tatsächlich nicht viel aber auf einmal ist Crunch Time. Ich kann endlich Einen nach dem Anderen einsammeln. Die Beine streiken eigentlich schon lange aber immer an der Kante zum Krampf drücke ich weiter. „Fahr wie der Teufel“ hat mir Mathias Müller einmal vor einem Rennen gesagt. Heute fahre ich wie der Teufel, der es nicht besser machen kann! Mit der 23. Radzeit im gesamten Feld habe ich vor dem Laufen den Anschluss an das Mittelfeld hergestellt. Die 27 Kilometer absolviere ich mit einem Schnitt von über 40 Kilometer pro Stunde. Jetzt trennen mich nur noch 5,4 Kilometer zu Fuß vom Ziel und einem versöhnlichen Abschluss.
Ich weiß, dass ich auch beim Laufen noch einmal alles mobilisieren muss und stürme los wie ein Verrückter. Ich möchte mit aller Macht weitere Plätze gut machen! Den ersten Kilometer laufe ich in 3:35 Minuten und ich befürchte, dass ich das Tempo nicht halten kann. Meine einzige Hoffnung ist, dass ich nicht völlig eingehe und versuche mit jedem Schritt Boden gut zu machen auf die Jungs vor mir. Es motiviert mich ungemein, dass niemand mein Tempo mitgehen kann. Keiner wehrt sich, alle lassen mich vorbei. Nur ein Sportler aus Bremen hängt sich an mich dran und wir laufen die nächsten Kilometer gemeinsam. Kurz vor dem Ziel fährt eine Radfahrerin auf die Strecke und der Bremen muss sie energisch zur Seite schieben, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Leider schiebt er sie genau vor meine Füße und ich muss auf die Wiese ausweichen um nicht zu stürzen. Das ist zwar ärgerlich, weil dadurch eine kleine Lücke zu dem Sportler aus Bremer entsteht, vermutlich hätte ich aber auch so keine Chance gegen ihn gehabt. Die 5,4 Kilometer gehen rasend schnell vorbei. Mit der 18. Laufzeit im gesamten Feld kann ich mich insgesamt noch auf Platz 48 vorarbeiten. Mit dem Handicap von Samstag war leider nicht mehr drin. Das Team wird insgesamt Vorletzter, bei den anderen Jungs lief es einfach nicht so rund wie bei mir.
In Summe bin ich aber wirklich extrem glücklich mit dem Wochenende. Meine Form stimmt und das Format hat super viel Spaß gemacht. Das Rennen in Bad Zwischenahn ist astrein organisiert und die Umgebung herrlich. Ich kann das Rennen wirklich jedem empfehlen, ein toller Wettkampf.
Für mich geht es jetzt in die letzten Tage vor meinem letzten Rennen der Saison. Nach zuletzt intensiven Trainings- und Wettkampftagen steht größtenteils nur noch lockeres Training auf dem Plan, bis ich dann am 11. September beim Ironman 70.3 auf Rügen an der Startlinie stehen werde.
Viele Grüße Matthias